Schauer/Gewitter: Wenn die Prognose auf dem Kopf gestellt wird

In den meisten Wetterberichten wurde uns mittgeteilt, dass am Mittwochmorgen vor allem in der Bodenseeregion bereits erste Schauer und Gewitter niedergehen.Auch ich teilte da die gleiche Meinung.Zwar sah ich in den Karten ein “Fehler“ was mich zwar stutzig machte,aber zum weiteren Nachdenken nicht überzeugte.Ziemlich doof von mir,wie sich es heute morgen herausstellte. Und nicht umsonst herrschte doch reges Kopfschütteln,als der Wetterbeobachter nun feststellen musste,das sicherlich irgendwo Regen fällt,nur eben nicht in den prognostizierten Gebieten.

Was ist passiert?  Gehen wir nun der Reihe nach:

Dazu nehme ich die Isobarenkarte von SRFMeteo:

Alt 2

Die Luftdruckverteilung ist flach,schön zu sehen an den wenigen Isobaren (weissen Linien).Also ist weder ein Tief noch ein Hoch so richtig für unser Wetter verantwortlich.Eigentlich! Zu dem später mehr.

Bei solchen Wetterlagen ist es meistens Vormittags freundlich und am Nachmittag ist mit eventuellen Gewittern zu rechnen.Auf dieser Karte sieht man aber auch schön das Tief über dem nordöstlichen Kontinent.Dieses schickte eine schwache Störung in unsere Nähe (blau gebogener Strich).Solche Störenfriede machen die Atmosphäre äusserst labil,erzeugen Hebung und lassen es in den Sommermonaten auch ohne Sonneneinstrahlung auch in der Nacht oder am frühen Morgen bereits krachen.Dies wäre nun am Mittwoch in der Früh der Fall gewesen; so in einem Streifen Schaffhausen,Teilen von Zürich,Thurgau,St.Gallen bis Südbünden wie folgende Modellberechnung schön zeigt.Alles Gut und Recht,hätte so auch funktioniert.

RR6h_eu

Nun wurde aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht!

Den “Wirt“ finden wir aber nur in der Höhenkarte auf rund 300hPa = ca.9000 m und nicht in der gängigen Bodenkarte.

Das kleine aber wetterwirksame Höhentief (mit Pfeil markiert) näherte sich ebenfalls der Schweiz.

300hPa

Auf der Isobarenkarte “sichtbar“ würde dies nun so aussehen:

Neu

Dieses Tief westlich der Schweiz und das Tief nordöstlich wirkten sich – vereinfacht gesagt – entgegen.Mann kann es sich vorstellen wie wenn 2 Magnete mit den gleichen Polen aufeinander treffen.

Durch die jeweils für sich saugenden Tiefs floss die Luft in der Höhe extrem auseinander.Über der westlichen Hälfte der Schweiz war dies am ausgeprägtesten (Bild unten,gelbe Linie)

arome-9-5-0

Da ein Ausgleich stattfinden muss fliesst von unten Luft nach.Hierfür habe ich eine, hoffentlich verständliche Darstellung gemacht. 🙂

Luftströmung

Wie oben im Text erwähnt bewirkt dies Hebung.Hebung bedeutet, dass warme feuchte Luft aufsteigt und sich zu Gewitter- oder Schauerwolken entwickeln.Und jetzt kommts:

Eben halt nicht bei uns, wie von vielen Modellen berechnet sondern weiter westlich wie folgendes Radarbild beweist.

ETH_radarloop_06

Fazit: Durch ein zusätzlich kleines Höhentief,das zwar von den Wettermodellen erkannt,aber falsch eingeordnet wurde,verlagerte sich der Niederschlagsschwerpunkt.

Das Wetter ist halt trotz Computern immer noch eine riesige Herausforderung und vor allem im Sommer – wo kleine Abweichungen und lokale Gegebenheiten eine grosse Rolle spielen –  eine knifflige Angelegenheit.Dies soll überhaupt keine Rüge an die Meteorologen sein!

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